Kalkbrennen

Erfahre mehr über
das jahrhunderte‐
alte Handwerk
des Kalkbrennens

Kalkofen

Bereits im April 2010, als Frau Sissy Stummvoll zur Obfrau des Dorferneuerungsvereins gewählt wurde, war der Grundstein dafür gelegt, dem am Ortseingang von Mühldorf neben der Bundesstraße gelegenen Grundstück mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Schnell war der Entschluss getroffen, den historischen Kalkbrennofen zu renovieren und zu revitalisieren. Die Idee: Der Ofen sollte noch einmal brennen.

Definitiv gestartet wurde das Projekt im Jahr 2015. Dankenswerter Weise wurde der Kalkofen von Frau Anneliese Gottschald, der ehemaligen Eigentümerin, an den Dorferneuerungsverein überschrieben. Zusammen mit „NÖ gestalten“ wurde ein Konzept entworfen und umgesetzt. Jugendliche aus Mühldorf halfen tatkräftig beim Abbau des alten Daches, um die Revitalisierung voranzutreiben.

Der aus drei Öfen bestehende Kalkbrennofen ist einer von wenigen Exemplaren, die noch in dieser Form in Österreich erhalten sind. Mit der Sanierung des letzten Relikts soll der Weiterbestand gesichert werden, um in Zukunft den Besuchern und GemeindebürgerInnen von Mühldorf ein Schauobjekt zur Verfügung zu stellen, damit dieses traditionelle und in der Vergangenheit sehr wichtige Handwerk nicht in Vergessenheit gerät.

Geschichte

Das Handwerk des Kalkbrennens währt im Waldviertel eine lange Tradition. Bereits im 11. Jahrhundert wurde hier Kalkstein gebrannt. Durch die kalksteinhaltige Böhmische Masse ist die Region prädestiniert für das Kalkbrennen. Bevor Kalk durch Zement als Bindemittel für Mauern abgelöst wurde, war dieser ein gefragter Werkstoff. Verwendung fand der Kalk als Mauermörtel, als Anstrich sowie im Straßenbau. Aber auch bei der Glas- und Keramikherstellung, als Farbstoff oder als Dünge- und Heilmittel wurde der Baustoff eingesetzt.

Ab dem 19. Jahrhundert erlebte das Kalkbrennen durch das gestiegene Bauaufkommen seine Blütezeit. Viele Bauern produzierten im Nebenerwerb selbst Kalk. Ab dem 2. Weltkrieg wurden diese allerdings durch große Industrieanlagen, aber auch durch andere Baustoffe wie Beton, verdrängt. In der Nachkriegszeit gab es erneut eine kurze Blütezeit für die bauerlichen Feldöfen, bis die traditionelle Kalkbrennerei in den 1970er-Jahren schließlich endgültig aufgegeben wurde.

2
Tage pro
Brennvorgang
10
Tonnen Kalk
pro Vorgang
5
beschäftigte
Arbeiter
1970
Ende des
Kalkbrennens
Otto Weichselbaum

Otto Weichselbaum

Schon während seiner Kindheit half Herr Weichselbaum seinen Eltern beim Kalkbrennen. Da die eigene Landwirtschaft nicht genügend Ertrag brachte, brannte die ganze Familie im Nebenerwerb Kalk.

Johann Schneeweiß

Johann Schneeweiß

Herr Schneeweiß war von 1951-1954 selbst in Mühldorf beschäftigt. Im Anschluss an seine Schulzeit unterstützte er seinen Onkel bei der örtlichen Kalkbrennstätte und konnte so seinen Lebensunterhalt finanzieren.

Steine Steine

Kalkbrennen

Revitali­sierung

Rechtzeitig für die ab 2017 geplante Dauerausstellung schaffte die Gemeinde Mühldorf zusammen mit dem örtlichen Dorferneuerungsverein die Voraussetzungen für die Sanierung der historischen Brennstätte in Mühldorf. Mehrere Zeitzeugen wurden ausfindig gemacht, die mit ihrem Expertenwissen die Vorbereitung des letzten Brennvorgangs, der am 14. August 2016 stattfand, unterstützten.

Der neu gestaltete, gemütliche Vorplatz lädt die Besucher der Ausstellung zum Verweilen ein. Anschaulich aufbereitetes Infomaterial bietet weitere Hintergründe zum Handwerk des Kalkbrennens am Standort Mühldorf. Eine Glasplatte an der oberen Öffnung des Schachts lässt einen Blick in die Brennkammer des nun stillgelegten Feldofens zu.

Kalkofen bestücken

Bestücken

Der Kalkbrennofen muss als allerersten Schritt mit Lehm verputzt werden, bevor er mit den Kalksteinen bestückt werden kann. Insgesamt werden etwa 14 Tonnen Kalkstein für einen Brennvorgang in den Ofen geschlichtet.

Kalk brennen

Brennen

Der Ofen brennt zwei Tage durchgehend bei mindestens 1000 °C. Es muss ständig Holz nachgelegt werden, damit die hohe Temperatur erhalten bleibt. Sobald kein Rauch mehr aufsteigt, ist der Brennvorgang abgeschlossen.

Kalk löschen

Löschen

Nachdem der Ofen für mindestens 24 Stunden abgekühlt ist, kann er ausgeräumt werden. Es kann mit dem Kalklöschen begonnen werden. Dabei reagiert der Branntkalk in Wasser und beginnt durch eine chemische Reaktion zu kochen.

Film

Video
Steine Klicke hier, um die Stimmung beim Brennvorgang in 360° zu erleben Steine

Dank­sagungen

Großer Dank gilt Frau Anneliese Gottschald, die durch die Schenkung des Grundstücks des Kalkofens an den Dorferneuerungsverein, die Revitalisierung erst möglich machte. Weiterer Dank gilt den Jugendlichen von Mühldorf, die durch ihre tatkräftige Unterstützung die Revitalisierung vorantrieben. Ein großes Dankeschön gilt dem ehemaligen Bürgermeister Ing. Manfred Hackl, der dieses Projekt stets vorangetrieben hat.